Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

309 Zum König gewandt fuhr er fort: „Unsere Gier treibt uns zu dem Wahn, alles zu vergolden. Am liebsten würden wir unsere Städte mit Edelsteinen bauen. Doch ich frage Euch, König Leo- pold, lebt Ihr wirklich freier und glücklicher, seit Ihr ein golde- nes Kettenhemd tragt? Aller Besitz macht uns nur umso unglücklicher und besorgter. Wir stehlen einander den Boden unter den Füssen weg, dabei könnten wir ihn gemeinsam bebauen und bepflanzen. Wir zer- trennen uns, dabei hätten wir zusammen eine Weisheit, die uns alles ermöglichen würde. Wir kämpfen und streiten um erwei- terte Ländereien, und mit jedem Zoll, den wir erweitern, wächst auch unsere Sorge um deren Erhalt und Verwaltung. Wahre Freiheit ist die des Herzens!“, rief er mutig in die Reihen. „Wah- rer Reichtum besteht allein in einer zufriedenen Seele. Wahres Glück liegt allein in dem Frieden mit Gott und im gemeinsamen Wandeln mit den Wirkungen Seines Friedens. Wenn wir mit Gottes Kraft mitfliessen, könnten wir alle einen Leib, einen Körper für Christus bilden …“ Lange hatte der König mit seiner Entgegnung gewartet. „Auch von mir kam schon ein Angebot. Wenn Ihr also mit Eurem Pre- digen fertig seid, komme ich gerne auf mein Angebot des vier- zigjährigen Friedens zurück. Nach dieser Rede wäre ich auch be- reit, das Friedensangebot auf achtzig Jahre zu verdoppeln …“ Leopold schob eine rhetorische Atempause ein. „… insofern ihr mir, wie verlangt, alle eroberten Gebiete wieder zurückgebt. Denn ich werde Kopf dieses von euch sogenannten Völker-Leibes sein!“ Leopold konnte sich eines hämischen Grin- sens nicht erwehren. „Der Frieden, den ich euch bringe, ist ein geeintes Königreich vom Ostmeer bis nach Venetien. Es ist der Frieden, den nur ein starker König bieten kann. Unterwerft euch, zahlt gebührenden Tribut, so könnt ihr euer Land bebauen – unbehelligt, ohne feindliche Gefahren.“

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