Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
31 sches Mädchen. Braunes Haar fiel ihr in einem dicken Zopf auf den Rücken. Ihre grossen Augen blickten neugierig in die Welt und beobachteten alles, was sich ihnen bot. „Mutter?“ Sie trat hinter Marthe und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Die Mutter lächelte ihr liebevoll zu. „Ich habe die Hühner gefüttert und frische Eier mitgebracht. Kann ich dir noch helfen?“ „Hol deinen Vater und deinen Bruder vom Feld heim. Die Suppe ist so weit, und sie können wahrlich eine Pause gebrauchen.“ Agnes stellte den Eierkorb neben ihre Mutter und machte sich auf den Weg. Marthe holte vier Holzschalen aus einer Truhe neben der Herd- stelle. Ihre drei Jüngsten waren mit ihrem Vater auf dem Alp- aufzug und würden erst am nächsten Abend wieder eintreffen. Sie vermisste ihre Kinder, genoss aber auch die Ruhe im Haus. Gerade als sie die letzte Schüssel gefüllt auf den Tisch stellte, trat ihre Familie ein. Missmutig kam Hans, der Älteste, heran. Er begrüsste seine Mutter mit einem halbherzigen Kuss und setzte sich auf einen Schemel. Marthe warf ihrem Mann einen prüfenden Blick zu. „Was ist passiert? Ihr schaut ja drein, als ob euch eine der neun Plagen heimgesucht hätte.“ Gottfried schüttelte den Kopf. „Ich habe schon versucht, mit Hans zu reden, aber er kann oder will es scheinbar nicht verstehen.“ Hans sprang auf. „Nein, Vater, du verstehst mich nicht!“ Er warf diesem einen zornigen Blick zu und wandte sich dann zu seiner Mutter. „Diese Rattenfänger versuchen es schon wieder! Sie schwätzen den Bauern Himmel und Hölle zusammen, damit sie ihre Freiheit aufgeben. Weisst du, was heute auf dem Markt- platz los war?“ Er legte eine wirkungsvolle Pause ein. „Ein Wan- derprediger hat uns Bauern mit Seelenheil und Absolution ein- wickeln wollen. Von den Unruhen im Land und der Pest hat er
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