Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
310 Arnolds Freiheitskämpfer zogen ihre Augenbrauen grimmig zu- sammen. „Nein, Gott allein muss Haupt über alles werden, nicht wir Menschen!“ Auch Winkelrieds Gemüt war vom Todeshauch aus des Habsburgers Mund gequält. Doch die Worte des Glaubens zogen ihn nach oben, kaum dass er sie ausgesprochen hatte, ihn und auch sein Volk. „Ah, ja?“ Die Zornesader schwoll Leopold auf der Stirn. „Und wer soll uns dann regieren?“ „Der wirksame Friede Gottes, Gottes wahrnehmbarer Lebens- strom. Ein jeder Mensch kann ihn fühlen und erfahren. Wir können ihn alle zugleich wie ein einzelner Mann erfahren und Gottes Willen in allem erkennen. Dies ist der Bund der Eidge- nossen.“ „Seit dreissig Jahren träume ich davon, ein Habsburgisches Fürs- tentum zu errichten. Eines, das vom Elsass über Süddeutschland und die Zentral-Schwyz, Vorarlberg, Tirol, Steiermark, Kärnten bis nach Norditalien und Triest reicht.“ Leopold warf den Kopf in den Nacken. „Niemals werde ich davon ablassen!“ Walters Stimme zitterte vor Wut: „Und ich träume seit fünfzig Jahren davon, die teuflische Herrschaft der geld- und landgieri- gen Habsburger von uns Eidgenossen abzuschütteln, um selber sagen zu können, wo es lang geht.“ Arnold gebot ihm Einhalt: „Bitte, Walter, Gottes Friede muss König sein und nicht irgendein Schwyzer, nicht irgendein Eid- genosse, nicht irgendein Habsburger.“ Mit gekünstelter Empörung fuhr Leopold dazwischen: „Ihr sagt, mit anderen Worten, ‚Nein’ zu meinem Friedensvertrag?“ Stauffacher konnte sich nicht mehr zurückhalten: „Wir sagen ‚Nein!’“ Für einen Moment schien das ganze Land den Atem anzuhalten. Die Würfel waren gefallen. Hier ein Haufen ungeübter Heimat- kämpfer mit Sensen, Keulen, Mistgabeln und Hacken. Dort
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