Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

311 dreitausendsechshundert wohl trainierte Krieger mit den besten Waffen der damaligen Zeit und ihr zu allem entschlossener König. Zu den Waldstättern hingewandt rief Leopold: „Nun werden wir euch zeigen, wer hier Herr im Lande ist. Wir werden keine Herrschaft Gottes akzeptieren und euch euren Gott aus den Köpfen austreiben!“ Die Sache schien von vornherein entschieden. Doch niemand ahnte, was jetzt kommen sollte. Ein unsichtbarer Beobachter hatte einen anderen Plan, lenkte ein einziges Menschenherz und griff nun mit Macht in das Geschehen ein. Walter und Werner Fürst kehrten zurück in ihre Reihen. Nur Arnold blieb an seinem Ort, sah auf sein Heer und auf die Über- macht des Feindes, musterte die gepanzerte Wand aus Schilden, Speeren, Helmen, blickte zum Himmel, der sich öffnete, sah ei- nen breiten Sonnenstrahl das Tal erleuchten. „Herr Jesus, brich Dir einen Weg zu allen Herzen, dass wir uns einander hingeben, wie Du Dich für uns am Kreuz hingegeben hast …“ Arnold Winkelried sah und wusste: Die Kraft von oben, die nun durch ihn strömte, schien sich mit seiner Person zu vereinigen – nein, eine neue Person aus ihm zu formen. Die Zeit begann in Arnold zu pulsieren. Ein Atemzug schien wie ein Jahr, zehn weitere ein Wimpernschlag. Augengespräche mit Anneli, die Kinder auf seinem Schoss, und er zu Waldes’ Füs- sen, all das lief vor seinem inneren Auge ab. In Sekunden breitete sich sein vergangenes Leben vor ihm aus – und dann das wahre Leben. Ein Leben triumphierend über Tod, Niederlage und Ver- gänglichkeit. Das Leben, das Leben in Person ergriff Besitz von ihm … Er, der einfache Zimmermann Arnold Winkelried, er war für diesen einen, ewigen Augenblick an diesem Tag, zu dieser Zeit, an diesen Ort gekommen. Es war der Augenblick, für den er geschaffen war.

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