Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

313 mit Macht die Todeswunde aufzureissen. Der eingerammte Keil zeigte nun vernichtende Wirkung. Die Wirkung, die Petermann erwartet hatte. Die Feinde fielen links und rechts, strauchelten, traten, behin- derten sich gegenseitig, leichte Beute, Panikopfer für die von Freiheitsliebe getriebenen Bauern. Tiefer und tiefer bohrte sich der Menschenkeil in den Stolz des Königs. Die Schwerter fras- sen Fleisch, tranken Blut, unerbittlich, unersättlich. Fast wäre es gelungen, das Heer des Feindes durch und durch zu spalten. Erst zwei, drei Handvoll Urner, Schwyzer, Oberwalde- ner waren gefallen, doch zweihundert, schon beinahe dreihun- dert Söldner, den Rücken kehrend oder am Boden hilflos die Kehle bietend, abgeschlachtet. Das Kriegsgebrüll der Eidgenossen erstickte sämtliche Befehlsrufe Johanns, Karls und Leopolds. Die siebzig Landesverwiesenen aus der Waldschlucht mit ihrem Hauptmann näherten sich unbemerkt von hinten dem Rücken des gepanzerten Kolosses, genau an der Stelle, auf die der Kriegskeil durchgestossen werden wollte. Leopold III. trieb schreiend seine Reihen vorwärts. Er gewahrte nicht die Panik, die vorne ausgebrochen war, noch die Gefahr im Nacken. Die Wucht kam umso plötzlicher: vierzig, fünfzig Mann auf einen Schlag, geköpft, durchbohrt, die Schädel einge- schlagen. Nur das Schlachtross des Königs entkam. Die Axt von Danys Waffenträger verfehlte ihr Ziel um Haaresbreite. Schon zweihundertfünfzig Bauern hatten jetzt gegen ihre Sensen, Knüppel und Beile die scharf geschliffenen Schwerter ihrer Opfer eingetauscht. Das menschengemachte Ungeheuer aus Rüstungen und Lanzen war entzwei gespalten, zerhackt, zerschmettert, aufgelöst in Einzelteile, und somit der Macht beraubt, die es aus der Einheit zog. Die Habsburger begannen sich nun umzuwenden und sich ihrer Haut zu wehren, Mann gegen Mann. Die schweren Rüstungen

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