Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

315 ner Schulter. Stauffachers Beil hatte dem Angreifer sofort den Schädel zertrümmert, doch seine Kräfte liessen nach. Auch Fürst war nun in Schwierigkeiten. Er hinkte – Blut floss aus seinem Oberschenkel, ein Pfeil, in der Mitte abgebrochen, steckte in seinem Bein. Karl von Gottmadingen wütete im Rundumschlag. Das Schwert mit Wucht in beiden Händen schwingend fällte er Schwyzer, Mann um Mann, traf sie durch Hiebe in Genick und Kniekehle, zur leichten Beute derer, die mit ihm kämpften. Dany und sein Waffenträger stiessen schrille Warnrufe aus und arbeiteten sich zu Karl vor. Der, wild in seinem Blutrausch, sah die beiden erst in dem Moment, als Danys Beil ihm durch die Stirn drang. Tiefer und tiefer wurde der Schlamm und zäher. Die Oberwal- dener und Urner hatten nun zwei Menschenringe von je hun- dertzwanzig, hundertdreissig Mann um ihre Anführer Walter und Werner gebildet. Sie waren eine Zeitlang nicht mehr An- greifer, sondern Angegriffene, denn zur gleichen Sekunde hatten Leopold und Johann die Lage erkannt und ihrerseits Keile aus Panzerträgern gebildet, um die Ringe zu durchstossen. Beim Versuch, seinen Heerführer zu schützen, kam Ruedi, der Bannerträger aus Schwyz, zu Fall und wurde tödlich verletzt. Doch er erlangte das Bewusstsein noch einmal für eine kurze Zeit und sah die Fahne seiner geliebten Heimat neben seinem Kopf liegen. Langsam, ganz langsam, Daumenbreite um Dau- menbreite stopfte er sich das Banner in den Mund, um es vor dem Feind zu verbergen. Nur ein kleiner, letzter Zipfel ragte noch aus seinem Mundwinkel, als er sein Leben aushauchte. Die Habsburger Schwertkämpfer, alle besser geschult und besser gepanzert, hätten nun beinahe die Oberhand bekommen – das Blatt schien sich zu wenden. Doch der 9. Juli 1386 war schon dabei, ein heisser Tag zu werden – zu heiss für die Ritter in ih- ren schweren Rüstungen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=