Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
32 als Strafe Gottes gesprochen. Er wagte tatsächlich zu behaupten, dass wir uns in die gottgemässe Ordnung einfänden, wenn wir in die Abhängigkeit des Fürsten treten würden. Der habsburgi- sche Fürst sei uns durch Gott als Schutz gesetzt. Pah! Eher lass ich mich durch Plagen zum Seelenheil läutern als durch diesen habsburgischen Sklavenhalter!“ Hans liess sich auf den Schemel fallen und starrte seine Eltern finster an. „Hans, seit eh und je versucht man, uns unserer Freiheit zu berauben. Sei froh, dass sie uns noch eine Wahl lassen und uns nicht in die Unfreiheit zwingen.“ Marthe reichte ihrem Sohn einen Kanten Brot. „Solange unsere Versorgung gesichert ist, können sie nichts ausrichten.“ „Deine Mutter hat Recht. Es gibt nichts Neues unter Gottes Augen. Wir sind frei und wir werden es bleiben!“, beendete Gottfried das Thema. Hans zweifelte an der Überzeugung seines Vaters, doch er wusste nichts mehr zu erwidern und wandte sich seiner Suppe zu. Schweigend assen sie eine Weile. Das Ächzen der Tür durchbrach kurz darauf die Stille. Marthe schaute hoch. In der Tür stand, gleich einem Geist, ihr jüngster Sohn Arnold. Erschrocken griff sie nach dem Arm ihres Mannes. Erst jetzt reagierten die anderen und schauten nach dem Grund für Marthes Schreck. Als Agnes Arnold erblickte, sprang sie auf und stürzte zu ihrem Bruder. Sie umfasste seine Schultern. „Noldi, was ist geschehen? Du dürftest doch noch gar nicht zurück sein.“ Leichenblass blickte er seine Schwester an und war doch mit seinen Gedanken ganz woanders. Gegen die Tränen und den Zorn ankämpfend, antwortete er mit erstickter Stimme: „Gross- vater ist tot! Die Habsburger haben ihn ermordet.“
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