Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

324 Baumstamm. Seine Waffen waren weg, und sein ganzer Körper schmerzte von den Hieben, die ihm die Räuberbande mit ihren Knüppeln versetzt hatte. Durstig griff er nach dem Krug. Anneli, ich muss zu ihr, ich muss ihr die traurige Nachricht selber brin- gen, bevor sie von anderen darüber hört. Wie wird sie diesen Schlag ver- kraften? Dany wusste genau, wie sehr Anneli Arnold liebte und an ihm hing. Mit einem tiefen Seufzer erhob er sich. Die Körner stopfte er in die Tasche, und das Wasser aus dem Krug goss er in seinen Trinkschlauch. Langsam setzte er einen Fuss vor den anderen. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Augen. Nein, es war nicht Schweiss, den er sich abwischte. Einmal mehr liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Immer noch stand er unter dem Schock von Arnolds Tod. Arnold, sein bester Freund – Arnold, das Herzstück der Eidge- nossenschaft – Arnold, der Mann von Anneli – Arnold, der Vater von sechs Kindern . Wie soll ich es ihr bloss sagen? Wie fang ich am besten an? Wie wird sie die Nachricht seines Todes aufnehmen? Dany versuchte sich das Zusammentreffen mit Arnolds Frau aus- zumalen – nicht zum ersten Mal. Er bereute bereits wieder, dass er darauf bestanden hatte, alleine zu Anneli zu gehen. Zu zweit wäre es bestimmt viel einfacher gewesen … Seine Gedanken gingen zurück zu den beiden Heeren, die sich in Sempach gegenübergestanden waren. Noch immer klangen ihm die letzten Worte Arnolds in den Oh- ren: „Sorgt mir für Weib und Kind!“ Dany wollte schreien: „Nein, Arnold, nicht du!“, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Als die vorderste Reihe der Habsburger ihre Speere in den Leib Arnolds stiessen, sah Dany nur noch die Bresche vor sich, die es augenblicklich auszunützen galt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=