Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
328 „Komm mal her, Ruthli! – Weisst du, die Habsburger wollten gegen uns kämpfen, uns töten und uns das Land wegnehmen. Sie waren viel mehr als wir und ihre Speere eine ganze Elle länger als unsere Halbarten. Sie standen allesamt in eisernen Rüstungen uns gegenüber, ihre langen Speere gegen uns gerichtet. Da war kein Durchkommen! Dein Papa hat zuerst mit ihrem König versucht, einen Friedensvertrag auszuhandeln. Es war un- möglich. Dann ist dein Vater auf die Habsburgerreihen zugelau- fen und hat ihre Speere mit seiner Fahnenstange an den Boden hinuntergedrückt. So hat er eine Bresche in diese Speerwand ge- schlagen und wir konnten in das Habsburger Heer eindringen.“ „Ja, aber weshalb ist er denn jetzt nicht mit dir zurückgekom- men?“, wollte Ruthli wissen. „Mein Kleines, dein Papa hat uns zum Sieg verholfen, dafür musste er aber sein Leben lassen. Die Habsburger haben ihn ge- tötet.“ – Dany stockte, seine Stimme zitterte. „Dein Papa, Ruthli, ist jetzt im Himmel bei unserm Herrn. Er hat dich immer noch sehr lieb!“ Fest schaute Ruthli in die Augen von Dany. Tränen strömten ihre Wangen hinunter. „Ich will auch so tapfer sein wie Papa!“ Sie schlug ihre kleinen Ärmchen um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Die grösseren Mädchen konnten ihren Schmerz nicht mehr zu- rückhalten und schluchzten laut auf. Arthur starrte regungslos zu Boden, dicke Tränen rollten über seine Wangen. Anneli ver- suchte die Mädchen zu trösten. Zu unfassbar war die schreckli- che Nachricht. Ruthli kroch von Danys Schoss und schmiegte sich mit Bethli an die Mutter. Dany trat zu Arthur und nahm ihn in seine starken Arme. „Ich lass euch nicht allein, ich werde für euch sorgen“, flüsterte er ihm ins Ohr. Eines nach dem anderen setzte sich an den Tisch. Lange sassen sie weinend da – keiner sagte ein Wort. Das Gehörte schnitt ih- nen fast die Luft zum Atmen ab.
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