Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
330 Ihr unterdrücktes Schluchzen drang zu Dany in die Kammer hin- auf und schnitt ihm tief ins Herz. Lange hörte er sie noch weinen. Mitten in der Nacht stand er leise auf, um Arthur nicht zu we- cken und trat zu Anneli. Er konnte nicht anders, er musste sie umarmen und trösten. „Anneli, weisst du, welches die letzten Worte von Arnold waren?“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Er sagte: ,Sorgt mir für Weib und Kind!‘ Seine Worte sind mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, Anneli, und ich spüre einfach eine heilige Verpflichtung, diesen letzten Wunsch von Arnold auch zu erfüllen. Ich werde für dich und die Kinder sorgen bis ans Lebensende. Ich weiss, dass Arnold niemals zu ersetzen ist, aber ich möchte einfach nicht zulassen, dass ihr Not leiden müsst.“ Dankbar nickte Anneli, und Dany suchte wieder seine Kammer auf. Anneli lag noch lange wach. Arnold, oh Arnold, ich habe es gespürt, bevor du gingst, dass es das letzte Mal sein würde, wo wir uns sehen. Und doch kann ich es einfach nicht glauben … Ich kann nicht leben ohne dich! Wie soll das gehen mit den Kindern, wovon sollen wir leben? Wer wird uns unterweisen und … ich liebe dich doch so. Herr, wozu das alles? Ihre Gedanken überstürzten sich, und alles erinnerte sie stark an ihre Verzweiflung damals im Turm. Sie begann haltlos zu weinen. Psalm 23 kam ihr in den Sinn: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln … Sie musste an die Worte von Dany denken: Ich werde für euch sorgen. Leise öffnete sie die Schublade des Tischchens, das neben ihrem Bett stand, und zog ein abgegriffenes Pergament hervor. Ihre
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