Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
38 standen um die zwanzig Halbwüchsige. Zweifel keimten in ihm auf. Es entsprach nicht den Regeln, einfach in eine Versamm- lung der Knabenschaft hineinzuplatzen. Man musste sich anwer- ben lassen. Noldi schluckte den Kloss in seinem Hals hinunter. Er hatte die Knabenschaft gefunden, nun würde er es auch versuchen. Was konnten sie ihm schon tun? Mit zittrigen Knien schälte er sich aus dem Gehölz, seinen Blick starr auf die Gruppe gerichtet, die ihn bisher noch nicht bemerkt hatte. Langsam ging er auf sie zu. Ein junger Knabe, kaum älter als Noldi selbst, stand im Kreis der Jugendlichen und blickte sie aus zusammengekniffenen Au- gen an. Offenbar war er der Anführer. Er hielt die Fackel in die Höhe und beleuchtete das Gesicht jedes Einzelnen. „Habt ihr das alle genau verstanden?“ Zweifel schwangen in sei- ner Stimme mit. Der Junge trat auf einen der Knaben zu. „Heini, du wiederholst noch einmal den Ablauf.“ Ein lautes Knacken, gefolgt von einem gellenden Schrei, liess die Versammelten auffahren. Der Wortführer deutete seinen Kna- ben, ihm zu folgen. „Was haben wir denn hier für einen Junghirsch gefangen?“ Er beugte sich mit der Fackel über ein zwei Meter tiefes Loch. Sie hatten rund um die Lichtung Gruben gegraben, um unlieb- same Besucher abzuhalten. Noldi sass in der Falle und blickte zu den vielen Gesichtern empor. Mit gesammeltem Mut antwortete er dem Jungen, der ihm die Frage gestellt hatte: „Bitte, tut mir nichts! Ich will nur einer von euch werden!“ Einer der Kerle lachte auf. „Ha, kann ja jeder sagen! Hast du deine Mami um Erlaubnis gefragt?“ Noldi schüttelte den Kopf. „Die schläft um diese Zeit schon.“
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