Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
39 Ihr Anführer musterte den fremden Knaben eingehend. „Holt ihn rauf, der Junge ist in Ordnung!“ Zwei Knaben beugten sich zu Noldi in die Grube. Er griff nach ihren Händen und schwang sich mit ihrer Hilfe auf die Lichtung. Sobald seine Füsse den Boden der Lichtung berührten, fragte Noldi: „Bist du der Sohn des deutschen Söldners? Der Anführer der jüngsten Knabenschaft?“ Der Angesprochene nickte und streckte Noldi die Hand hin. „Ich bin Dany. Hat man dir auch erzählt, dass mein Vater ein Mörder ist?“ Arnold nickte. „Und du fürchtest dich nicht, hierher zu kommen?“, forschte Dany weiter. Noldi verneinte. Dany grinste anerkennend. „Potztusig, der muss echt sein!“, rief einer der Knaben begeis- tert aus. „Nur, damit die Sache klar ist zwischen uns.“ Dany deutete mit einer Handbewegung von Noldi zu sich selbst. „Mein Vater war ein Ritter im Dienst von Rudolf von Habsburg. Der Segens- spruch bei seinem Ritterschlag lautete: Schützer der Kirche und der Schwachen, wider die Wildheit der Heiden zu sein. Doch stattdessen wurden von ihm Mordtaten an Unschuldigen ver- langt. Auch sollte er sich an Raubzügen der Römischen Kirche beteiligen. Als man vor seinen Augen anfing, unschuldige und unbewaffnete Schwyzer Familien abzuschlachten, griff er zu sei- nem Schwert.“ Im Eifer zog Dany seinen Dolch hervor und liess ihn unter den Nasen der Schar drohend kreisen. „Er erschlug seine eigenen Landsleute, um die wehrlosen Eidgenossen vor der Wildheit dieser Heiden zu schützen. Dann floh er hierher …“ – seinen Worten Nachdruck verleihend rammte Dany den Dolch in den Boden – „… um als Lehensmann Kriegsdienste für die Eidgenossen zu leisten.“
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