Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
41 Verwundert blickte Dany zu ihm. Ein leichtes Schmunzeln brei- tete sich auf seinen Lippen aus. „Du gehörst zu den Eidgenossen und fragst mich?“ Noldi lächelte verlegen. Dany streckte die Hand gen Himmel und die gesamte Knaben- schaft sprach im Chor: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Väter waren. Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“ Frei sein? Ja, das will ich! Nur nie wieder einen geliebten Menschen ver- lieren , ging es Noldi durch den Kopf, als er diesen Eid seiner Vorfahren vernahm. Als sie geendet hatten, legte Dany die Hand auf Noldis Schulter. „Welche Not dürfen wir mit dir teilen?“ „Tell war mein Grossvater!“ Noldi spürte, wie der Schmerz sein Herz zusammenpresste. „Oh, das tut mir aber leid“, erwiderte Dany mitleidsvoll. Die Knaben senkten traurig ihre Köpfe. Noldis Stimme bebte, als er fortfuhr: „Und sie haben ihn vor meinen Augen ertränkt. Die Grossen tun überhaupt nichts dage- gen! Die können nur beten!“ Das Schluchzen übermannte Noldi und er barg sein Gesicht in den Händen, während er auf den Boden sank. Dany neigte sich zu ihm hinunter. „Bitte!“, bat er eindringlich. „Bitte, hör nie auf zu beten! Wer sonst könnte uns helfen?“ Er richtete sich wieder entschlossen auf. „Aber du hast recht, Taten müssen folgen. Hierin müssen wir den Grossen manchmal noch etwas nachhelfen.“ Noldi schaute zu den Jungen auf. „Helft ihr mir, Grossvaters Blut zu rächen? Gott hat doch gesagt, dass Blutschuld nur durch
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