Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
43 Überfall Schon am nächsten Tag versammelte sich die Knabenschaft zur Mittagszeit in dem besagten Wäldchen. Es lag etwa eine Stunde Fussmarsch von Noldis Elternhaus entfernt und grenzte den Hauptweg von der Burgfeste, wo Tell ertränkt worden war, nach Westen ein. Im Osten lag ein Hügel, auf dessen Kuppe sich die Knaben verteilten. Dany zog Noldi zu sich: „Ich gebe dir ein Zeichen, dann springst du einfach mit mir den Abhang hinunter und stürzt dich auf den Feind.“ Noldi nickte und sie verfielen in angespanntes Schweigen. Eine halbe Ewigkeit passierte gar nichts. Noldi musste an den Tag und seinen ganzen Verlauf zurückdenken. Die ganze Zeit war er schrecklich unruhig gewesen, hatte aber dennoch ver- sucht, sich wenig anmerken zu lassen. Die Eltern hatten nichts von seiner nächtlichen Abwesenheit bemerkt. Ihm fiel der Abend vor drei Wochen wieder ein, als seine klei- nen Schwestern Vreni und Hanni zurückgekehrt waren. Auch sie hatte damals der Tod des Grossvaters hart getroffen, aber da ihre Bindung zu ihm nicht so stark gewesen war wie die seine, war der Verlust für sie nicht so schlimm gewesen, und bald hat- ten sie schon wieder von dem Alpaufzug geplappert. Wie hatte er sich zusammenreissen müssen, um nicht ange- sichts ihrer Unbekümmertheit sogleich aus dem Haus zu stür- zen! Nun war er froh, dass endlich etwas geschah und er diesen grausamen Mord nicht tatenlos hinnehmen musste. Danys Ellbogen riss ihn aus den Gedanken. „Pass auf, dort drüben kommen die Habsburger!“, raunte Dany ihm zu. Noldi wartete angespannt auf das Zeichen. Die drei Kriegsknechte spazierten gemächlich um die Wegbie- gung. Ganz offensichtlich rechneten sie nicht mit Widerstän- den, und ihre Wachrunde schien nur noch eine Routineangele- genheit zu sein, aber weit gefehlt! Dany riss den Arm hoch.
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