Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
45 Entsetzen überkam Noldi. Nie im Leben wollte er ein Sklave sein! „Lasst mich los, ihr Mörder!“ Noch einmal versuchte er, sich mit aller Kraft der Verzweiflung aus dem Griff des Söldners zu entwinden, und dieses Mal ge- lang es ihm. Wie ein junges Wiesel raste er den Weg abwärts in Richtung Dorf. Fluchend ergriff der Söldner sein Schwert und setzte dem Jun- gen nach. Einige Meter entfernt traten zwei miteinander schwätzende Frauen aus dem Wald. Als sie den flüchtenden Jungen erblick- ten, stürzten sie zu den Bäumen zurück und holten Hilfe. Zwei Männer mit gespannten Bögen tauchten an ihrer Stelle auf. Sie zielten. Pfeile durchschnitten die Luft und verwundeten zwei der Habsburger tödlich. Der dritte flüchtete ins Unterholz. Was war hier geschehen? Für Noldi war das alles zu viel. Er sah die Leichen seiner Feinde im nassen Gras und vor sich die Rettung nahen. Mit einem Seufzen brach er auf dem Weg zusammen. Die Waldenser Noldi schlug die Augen auf. Verschwommen sah er das Gesicht einer Frau, die sich besorgt über ihn beugte. Ein angenehm feuchtes Tuch wurde ihm auf die Stirn gelegt. Der Geruch von Feuer und bratendem Fleisch stieg ihm in die Nase. Noldi wand- te den Kopf und allmählich wurde sein Blick klarer. Er befand sich in einer geräumigen Höhle, in deren Mitte ein Feuer brannte. Ein Hase hing auf einem Spiess darüber, den ein ärmlich ausse- hender Mann drehte. „Wo bin ich hier?“, fragte Noldi die Frau, die neben ihm kauerte. Sie warf ihm ein fürsorgliches Lächeln zu, das ihr zerfurchtes Gesicht mit einem Mal wieder jung aussehen liess. Doch sie
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