Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
48 seine Schergen heran, und ohne Zögern begannen sie, die Wal- denser mit ihren Schwertern zusammenzutreiben. „Hände auf den Rücken!“ Kalte Augen musterten die Gefange- nen. Sie fesselten ihre Opfer und trieben sie in einer langen Reihe aus der Höhle. Noldi verbarg sich hinter der Waldenser-Frau. Er hatte furchtbare Angst, doch das würde er sich niemals an- merken lassen. Folter Der Ritter stiess Vreni das stumpfe Ende der Lanze in den Rücken. „Los, mach schon!“ Wie Vieh trieb er die Waldenser die steilen Stufen hinunter. Immer tiefer ging es zur Festung hinab. Die Gefangenen hatten Noldi schützend in ihre Mitte genommen. Sie versuchten, ihn vor diesen Grausamkeiten zu bewahren. Noch immer fühlte er das Fieber in seinen Gliedern. Nachdem es an Stärke verloren hatte, kam ihm das erste Mal die Gefahr ins Bewusstsein, in der er geschwebt hatte. Schlimmer als zu je- nem Zeitpunkt konnte es nun nicht mehr kommen, fand Noldi. Doch nun stieg er hinab in die Finsternis der Festung. Er wusste nicht, ob er jemals das Tageslicht wieder erblicken oder hier lebend herauskommen würde. Die Waldenser galten als gefährliche Ketzer und Unruhestifter. In Noldis Augen traf nichts davon zu. Es waren tiefgläubige Menschen, die für Gott alles getan hätten. Sie sassen nicht nur herum und beteten! Nun erreichten sie den Kerker. Der Gang war von wenigen Fa- ckeln erhellt, sodass Schatten an den Wänden spukten und alles in ein dämmriges Zwielicht tauchten. An beiden Seiten gingen eisenbeschlagene Türen zu den Zellen ab. Am Ende des Ganges führte eine Treppe noch weiter in die Tiefe. Abrupt blieb der
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