Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

50 nommen hatten. Ein Knecht betrat den Raum, in jeder Hand eine Fackel, die er in die Eisenhalterungen an den Wänden steckte. Wie erstarrt sassen die Waldenser auf dem Boden und sahen, wie sich ihre Henker vor ihnen aufbauten. Vreni drückte Noldi an sich. Still rannen ihr die Tränen übers Gesicht. Sie presste ihren Mund in Noldis Haar. „Gott bewahre dich vor dem, was jetzt kommt. Versprich mir, dass du nicht hinschaust!“ Doch bevor Noldi ihr das Versprechen geben konnte, rissen die Knechte Vreni von ihm weg. Zwischen die Arme der Männer geklemmt, rief Vreni: „Mit uns tut, was ihr wollt, aber lasst den Jungen frei! Er hat schon genug Grausames gesehen!“ Der Ritter trat dicht vor Vreni. Seine zusammengekniffenen Augen musterten sie kalt. Kein Erbarmen schwang in seiner Stimme, als er fragte: „Ist das dein letzter Wunsch?“ Vreni hielt seinem Blick stand. „Sonst habe ich keinen Wunsch mehr.“ Der Ritter winkte seinen Knecht herbei. „Führ den Jungen hin- aus. Er kann uns gute Dienste leisten.“ Der Knecht packte Noldi am Arm und zog ihn hinter sich her. Doch Noldi wandte sich noch einmal um und sah, wie der Mönch auf Vreni zutrat. Er hielt ihr ein hölzernes Kreuz vor das Gesicht. „Schwörst du deinem Irrglauben ab und erkennst die heilige Römische Kirche als einzig wahren Weg zum Heil Gottes an?“, ertönte seine ölige Stimme. „Dann knie nieder und Gott wird dir in Seiner Güte die Höllenqualen erlassen.“ Vreni lachte freudlos auf. „Euer Heil habe ich gesehen. Lieber schmore ich in der Hölle, als mit euch einen Himmel zu teilen. Mein Herz kennt die wahre Güte und die wahren Vorzüge Got- tes! Ich brauche kein Stück Holz, um mich daran zu erinnern.“ Spöttisch konterte der Mönch: „Ihr habt euer Schicksal besiegelt.“

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