Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
68 Bruder. So lange ich lebe, will ich für dich da sein und für dich sorgen. Anneli, du bist nicht mehr allein!“ Unerwartet wurde die Tür der Kapelle aufgerissen. Noldi und Anneli erschraken und liessen einander schnell los. Mit eiligen Schritten näherte sich eine Nonne. „Warum bist du auf dieser Seite? Übe dich schon von klein auf, dich von dem anderen Geschlecht fernzuhalten“, mahnte sie den Jungen, der Anneli heimlich zuzwinkerte. „Warum seid ihr noch nicht weiter?“, tadelte die Ordensfrau. „Ich … ich habe ihm gerade erklärt, dass es hier viel zu langsam vorwärtsgeht“, erklärte Anneli. „Und wir haben zusammen beraten, wie wir die Lage in den Griff kriegen“, fügte Noldi hinzu, der etwas Mühe hatte, sein Lachen zu verbergen. Die Nonne musterte die Kinder mit strengem Blick. „So, so, scheinen wohl aus einem feinen Elternhaus zu stammen.“ „Kommt jetzt runter, im Garten gibt’s noch Arbeit für euch. Da könnt ihr den Boden für ein neues Beet bereiten. Ihr könnt am Abend fertig schrubben. Wir müssen die Sonne ausnützen.“ Die Knechte hatten schon vorgearbeitet. Nun musste nur noch der Boden gelockert, Unkraut entfernt und der Samen verteilt werden. Die Nonne drückte den beiden eine kleine Harke in die Hand. „Dieses Beet hier müsst ihr lockern und die grossen Erdklumpen verkleinern, dass man ansäen kann. Ich bin dort hinten neben dem kleinen Blumenbeet am Hacken. Aber diesmal geht’s schneller vorwärts als in der Kapelle!“ Die Vögel zwitscherten und Anneli sog die warme Luft tief ein. Sie lächelte Noldi zu: „ Ich bin froh, dass du da bist und ich nicht mehr so alleine bin. Jetzt können wir auch ungestört reden, wenn wir gleichzeitig arbeiten. Ich bin so gerne hier draussen, wo man die Vögel sieht und es so schön warm ist. Aber sag, wie war das mit der Knabenschaft?“
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