Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

73 Er nahm ihre Hand und führte sie den geheimen Weg zurück. Schweigen und tiefe Hoffnungslosigkeit begleitete sie zurück in ihr Gefängnis. Sie achteten kaum noch darauf, nicht entdeckt zu werden. Erst als sie vor Annelis Tür angekommen waren, sagte Noldi: „Mach dir keine Sorgen. Wir kommen hier schon noch raus.“ Aber seine Stimme klang mutlos. Die Stille zwischen ihnen wurde nur hin und wieder von Annelis Schniefen unterbrochen. Sie weinte immer mehr. Noldi nahm sie kurz in den Arm, strich ihr sanft über die Wange und sagte mit wachsender Festigkeit: „Wir müssen hier so schnell wie möglich raus. Ich hänge ein Zeichen ins Fenster, dass Dany uns findet.“ Anneli schluchzte und hielt sich an seinen Schultern fest. „Schlaf gut, wir geben nicht auf. Lass den Kopf jetzt nicht hängen, ja? Wir sehen uns morgen!“ Sein zuversichtliches Zwinkern zum Abschied munterte Anneli etwas auf. Sie kehrte in ihre Kammer zurück und legte sich auf ihre modrige Pritsche. Lange konnte sie nicht einschlafen. Noldis Klau Es gelang Noldi kaum, Anneli aufzumuntern. In seinem Herzen hatte er tiefes Mitleid. Ich muss irgendwas für sie tun, das sie aufhei- tert, irgendwas. Da muss es doch etwas geben, dachte Noldi . Plötzlich kam ihm eine Idee. „Du, Anneli?“, fragte er das stille Mädchen beiläufig. Sie waren für einen Moment allein in der Küche, weil Schwester Martha Kräuter für den Tee holen musste. Anneli schüttete mehr und mehr der Gerste in den grossen Mörser und Noldi zerkleinerte die Körner mit dem mächtigen Stössel. Das sollte dann mit Wasser zu Getreidebrei gekocht werden. „Mmh?“, antwortete sie, in Gedanken versunken.

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