Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
81 „Ach, nicht so wichtig, wo ich das herhab! Alles Gute zum Geburtstag!“ Noldi lächelte Anneli etwas schamvoll an. „Noldi, wo hast du das her?“ Anneli blickte ihren Freund ver- dutzt an. „Äh, ich hab es von dem Abt aus der Küche, der hat so viel, der merkt das gar nicht. Das kann nicht sein, dass der so was jeden Tag isst und du hungerst. Mach dir keine Sorgen, Kleine. Komm, hier, sieh, die süssen Äpfel!“ Anneli lief das Wasser im Mund zusammen, sie starrte auf ihre Geschenke. „Noldi, ich, ich … danke!“ Sie umarmte ihn stürmisch und setzte sich gesenkten Blickes auf die Bettkante, Noldi gegenüber. „Los, komm, wir haben jetzt ein Festmahl!“ Ganz freimütig faltete Anneli ihre Hände: „Danke, lieber Gott, für Noldi und das schöne Essen, Amen!“ Schüchtern griff sie nach dem kandierten Apfel, biss hinein und sog tief den süssen Saft auf. Die Kinder teilten die Speisen unter sich auf. Noldi überliess das meiste Anneli. Er wusste, sie würde es nicht zulassen, dass er nichts davon ass. Eigentlich machte es ihm viel mehr Freude, Anneli zuzuschauen, wie sie die Köstlich- keiten genoss. Dabei lächelte sie Noldi glücklich an und kicherte sogar manchmal. Immer wieder sagte sie „Danke!“, als könne sie damit nicht aufhören, als sei es ihr neues Lieblingswort. Nach einer Weile kehrte Noldi in seine Kammer zurück. Er legte sich auf sein Bett und starrte verträumt zu Decke. Das war das Beste, was ich je für einen anderen Menschen getan hab! Er fühlte sich wie ein Held, dass er es trotz der Gefahr gewagt hatte. Et- was hatte ihn jedoch verwirrt. Als Anneli ihn umarmte, klopfte sein Herz wie wild. So etwas habe ich noch nie erlebt. Am nächsten Tag half Noldi Arne und Sepp wieder mit den Pferden des Herzogs. Es gab viel zu tun, der Herzog kam mit einem edlen Gespann angereist.
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