Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
82 „Hast du schon gehört, Sepp, der Koch muss wohl einen riesigen Aufstand gemacht haben, weil jemand Essen gestohlen hat – von den Speisen, die er für den Herzog für heute vorbereitet hatte.“ „Da hat’s doch wirklich einer gewagt. Du warst’s nicht, Arne, was?“ Halb ernst, halb scherzhaft schaute Sepp seinen Freund an. „Ach, was! Ich hör doch auf dich!“ Er grinste. „Der Koch vermutet, dass es sein Gehilfe war oder einer der Bediensteten.“ „Oh ja, da bleiben wir doch lieber bei unserem Gerstenbrei und Gemüseeintopf, was Noldi?“ „Ja, ja!“ Noldi musste sich sehr zurückhalten, um nicht in Lachen auszubrechen. Er dachte daran, wie sehr sich doch Anneli ge- freut hatte. Das war es ihm allemal wert gewesen. Beinahe frei Am nächsten Abend stellte Noldi seine Kerze auf den Sims des Fensters und befestigte seinen Brotsack daneben. Den würde Dany erkennen. Ruhig lag er auf dem Bett in seiner Kammer, die sich im Gesin- dehaus befand. Er starrte zur Decke, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sein Atem ging flach. Abende wie diese nutzte Noldi dazu, neue Fluchtpläne zu schmieden. Wer könnte ihm nur bei der Flucht helfen? Er kann- te einige Stallknechte, mit denen er heute die Pferde gestriegelt und alle Ställe ausgemistet hatte. Die Burschen im Stall sind schon recht freundlich, aber man weiss nie, wem man trauen kann. Wenn die mitkriegen, dass ich in der Knabenschaft bin, wer weiss, was dann ge- schieht? Wo ist Dany? Wird er mich finden? Wo bleibt er nur? Dany! Eigentlich waren wir ja nur kurze Zeit zusammen, aber ich fühle mich mit ihm mehr verbunden als mit allen Spielkameraden in meinem Dorf, die ich doch schon viel länger kenne!
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=