Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

89 „Warum machen denn die das alles?“ Entsetzen und Abscheu war in Annelis fragendem Blick zu sehen. „Sie wollen ihren Kopf durchsetzen und darüber hinaus sind sie geldgierig und wollen immer mehr Geld!“ „Wenn du wirklich unser Freund bist, dann hilf uns jetzt auf der Flucht!“ Noldi wollte um nichts in der Welt länger in diesem Kloster bleiben. „Würdest du deine Familie und alle deine Verwandten diesen Inquisitoren und Folterknechten ausliefern? Soll ich das mit den Meinen tun?“, hörten die Kinder wieder weise und sanft des Paters Stimme. Noldi dachte an seine Eltern. Er selbst war so voller Tatendrang. Grossvaters Tod darf nicht ungerächt bleiben! Wie er das anstellen sollte, war ihm bislang noch nicht klar gewesen. Seine Bemü- hungen mit der Knabenschaft endeten für den Bauernjungen in der Gefangenschaft und schliesslich hier im Kloster. Vielleicht hatte der Mönch einen besseren Plan, von dem Noldi nichts wusste. „Also so meinst du das.“ „Schaut, wenn es nur um dieses eine Kloster hier ginge, wäre die Sache ganz einfach. Doch dahinter steckt eine weltweite Macht. Es gibt keinen Ort, an dem nicht dieselben Inquisitoren hinter uns her wären, wohin auch immer wir fliehen würden. Jede Veränderung muss von innen nach aussen gehen. Darum hab ich schon so lange gebetet. Alles andere wäre ein Tropfen auf den heissen Stein. Wir würden nur die Auswirkungen bekämp- fen, aber nicht die Ursachen dieser Grausamkeiten. Deshalb lasst uns zusammenarbeiten und Gott wird uns Seine Wege zeigen!“ Die ruhigen und überzeugten Worte des Paters gaben Noldi Hoffnung. Das Gesagte schien ihm irgendwo Sinn zu machen. Von innen nach aussen , dachte Noldi. Aber wie soll das gehen? „Ich mag aber nicht mit jemandem kämpfen, der wieder nur betet und nicht handelt. Es kommt eh nichts dabei heraus!“

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