Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
90 Noldi spürte deutlich, dass dieser Mönch kein Heuchler war und es wirklich gut mit ihnen meinte. Aber der Gedanke, mit einem Mönch gemeinsame Sache zu machen, wollte ihm durchaus nicht behagen. In all den Jahren schien sich ja doch nichts Wesentli- ches verändert zu haben. „Ich mag, dass du so aufrichtig bist. Aber bitte, hör nie auf zu beten und zu glauben. Es dauert manchmal länger, bis unsere Gebete erhört werden, aber sie werden erhört!“, versuchte Wal- des Noldi aufzumuntern. „Lasst uns wieder hineingehen!“ Der Mönch fasste Annelis Hand. Seinen anderen Arm legte er um Arnolds Schultern und führte die Kinder zurück. Sturzgeburt Wenige Tage später wurden Noldi und Anneli wieder zusam- men zum Schrubben in einer kleineren Kapelle eingeteilt. Das war die Gelegenheit, um Pläne zu schmieden. „So wartet mal hier, ihr beiden. Gleich kommt jemand, der euch die nächste Arbeit gibt.“ Rasch entfernte sich die Nonne. Anneli grübelte. „Ich verstehe nicht recht. Wie hat der Pater das gemeint, als er sagte, man muss die Veränderung von innen her bewirken?“ „Weiss ich auch nicht. Aber rumsitzen und beten werde ich nicht!“ In Noldis Augen zeichnete sich eine unbeugsame Ent- schlossenheit ab. Ja, aber was sollen wir denn sonst tun? Vielleicht ist Beten doch die bes- sere Lösung, wie der Pater es gesagt hat? Anneli überlegte, was in dieser Situation das Beste sei. „Aber wie kann man denn die Mönche und Nonnen dazu brin- gen, dass sie sich bessern?“ „Ich denke, das kann man nicht. Aber wenn wir von innen her etwas bewirken wollen, dann …“ Noldi runzelte die Stirn und überlegte.
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