Die Erkenntnis Gottes - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

28 Vorfahren zu klagen. Ich ehre sie alle von Herzen, achte und liebe sie. Sie taten mir auch immer wieder viel Gutes. Ich schreibe dies, um damit schonungslos aufzuzeigen, welch grausame Frucht mangelnde Tugend hervorbringt. Meine gläubige Grossmutter wurde eine wunderbare Frau im Alter. Der Zerbruch ihrer Ehe und Familie schlug ihr zur Heili- gung bis ins innerste Wesen aus. Der Schaden von damals lebt aber dennoch in vielen bis heute gnadenlos fort. Möge uns doch nicht dasselbe widerfahren! Welche Erkenntnis reichtest du bisher dar in deiner Tugend? Nun mag jemand erleichtert aufatmen und bei sich selbst denken: „Ich lege Menschen die Hände auf und gebiete den bösen Mächten, ich beweise Gotteskraft durch Reden in neuen Zungen und durch göttlichen Wohlstand.“ Mag ich dir alles von Herzen gönnen, mein Freund, doch achte sorgfältig dar- auf, welche Art der Erkenntnis wir primär weiterreichen sol- len mittels der Tugend. Es gibt nämlich viele Erkenntnisse, viele Tüchtigkeiten verschiedenster Art; nur diese eine ist aber im Hinblick auf die Erkenntnis Gottes gefragt: 3. Vers 6: „… in der Erkenntnis aber (reicht dar) die Enthaltsamkeit …;“ Also keine geistliche Akrobatik, keine frommen Attraktivi- täten oder hohen Dinge, sondern praktizierte Enthaltsamkeit soll die Haupterkenntnis sein, die unsere Tugend vermitteln soll. Redet Petrus hier dem Zölibat, das meint der pflicht- mässigen Ehelosigkeit aus religiösen Gründen, das Wort? Nein, keinesfalls. Enkrateia (griech. Enthaltsamkeit) meint die Mässigkeit in allen Dingen ; die Fähigkeit, sein Selbst in ständiger Gewalt zu haben ; ein inneres Standvermögen auf

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