Die Erkenntnis Gottes - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

38 7. Vers 7: „… in der Bruderliebe aber (reicht dar) die selbstlose Liebe.“ Erst an letzter Stelle wird hier die Agape, d. h. die selbstlose Liebe genannt. Dies meint all diejenigen Werke, die den Mit- menschen auf bestem Weg hinein in seine ewige Bestimmung fördern. Petrus redet hier nicht nur von überschwänglichen Liebesgefühlen und innersten Zuneigungstrieben, obgleich diese der vollendeten Liebe auch reichlich zu eigen sind. Selbstlose Liebe meint in erster Linie, dass es um etwas geht, das von uns selbst losgelöst ist. Die Agape wird somit nicht in erster Linie von meinen Empfindungen, Zuneigungen und dergleichen, sondern vielmehr von den realen Bedürfnissen Gottes und des Nächsten bestimmt. Dazu ein Beispiel: Wenn bei einem Schiffsunglück das Schiff sinkt und unser Nächster dabei ausweglos die Hand im Schiff eingeklemmt hat, dann nützen ihm unsere innigsten Mitleids- und Verbundenheits- gefühle nichts. Das einzige, was ihm in jener schlimmen Lage hilft, ist selbstlose Liebe – nämlich, dass wir hingehen und ihm auf der Stelle die Hand abhacken, auf dass sein übriger Leib gerettet wird. Und dergleichen tut viel Not in der heu- tigen Zeit. Es geht also in diesem letzten Ausfluss um jene Liebe, die den höchsten Preis zu zahlen imstande ist. Jesus sagt: „Grössere Liebe hat niemand, als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh. 15,13). Für seine Freunde – nicht für seine Feinde! Haben wir recht gelesen? Ja, richtig, für unsere Feinde dürfen wir auf Distanz beten, mit unseren Freunden müssen wir eng zusammenleben. Nie- mand fordert uns im wahren Lauf mehr heraus als gerade unsere Freunde, mit denen wir im Christus-Organismus exis- tentiell verwachsen sind. Jedes Ausserhalb-von-Christus- Stehen eines Bruders bringt dessen Leiden, Beschwernisse,

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