Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Sünde 107 ein der Sünde ergebener Mensch gesellschaftsunfähig und gehässig und wird immer unzufriedener dem Tod entgegen- sterben. Das Schlimmste aber kommt erst, wenn ein Sünder unerlöst stirbt. Wenn wir den Verlauf der Sünde gut mitverfolgt haben, dann liegt jetzt klar auf der Hand, dass der Leib des Menschen zu Lebzeiten wie ein Filter ist: Sobald der Leib tot ist, kann sich die Sünde erst in ihrer vollen Grösse entfalten und auf die Seele des Menschen einwirken. Die Begierde der Lust war schon immer geistiger Natur, nur wurde sie durch den Körper eingedämmt und in Grenzen gehalten. Somit entfaltet sich die Begierde der Lust am vollendetsten in jenem Moment, wenn sie am wenigsten gestillt werden kann, dann nämlich, wenn der Lustleib weg ist. Das ist der Beginn des höllischen Feuers, wenn die Lust nach allen Seiten endlos brennt, wo Hass nur noch mehr Hass zeugt, ohne abreagiert werden zu können, wo Fleischeslust bis zum Wahnsinn befriedigt wer- den will, aber keine Fingerspitze da ist, die einen kühlenden Tropfen entgegenbrächte. Dazu kommen das Bewusstsein des nicht endenden Getrenntseins von Gott und die ewigen Selbstvorwürfe: Warum habe ich doch der Sünde nachgege- ben? Da ist doch wahrlich ein rechtzeitiges Überwinden der Sünde tausendmal leichter, wie tief auch immer die Qual der gegenwärtigen Lust sein mag. Immer wieder erleben wir nun aber in der Seelsorge, dass Hilfesuchende all diese Wahrhei- ten und Zusammenhänge bereits in- und auswendig kennen. Etliche sind schon so oft vom Todesstachel der Sünde gesto- chen worden, dass sie sogar aus tiefster Herzensüberzeugung die Sünde hassen können – und dennoch nicht freikommen von ihrer Herrschaft. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass

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