Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Gläubig oder glaubend? 13 immer herzlicher, die Gespräche immer tiefer. Als dann eine Versetzung in eine neue Einheit erfolgte, wiederholte sich der ganze Ablauf zu meiner Freude in eben derselben Weise. Dann kam mein letzter Marschbefehl und mit ihm die spon- tane Anfrage des Kompaniekommandanten, ob ich nicht an- stelle des Feldpfarrers die Predigt an alle Offiziere halten möchte! Nachdem ich freudig zugesagt hatte, gab es aber auch in dieser Sache wieder im letzten Moment eine Ände- rung. Der Offiziersgottesdienst konnte nämlich aus organi- satorischen Gründen nicht durchgeführt werden. So begab es sich, dass der Kommandant an einem freien Abend die ganze Kompanie samt Offizieren einlud, meine Predigt über den Sinn des Lebens anzuhören. Nachdem er öffentlich bekanntgegeben hatte, dass er selbst am Vortrag teilnehmen würde, schlossen sich ihm sämtliche Offiziere an und dar- über hinaus auch noch mehr als die Hälfte der ganzen Kom- panie. Gespannt lauschten sie alle der Botschaft und etliche setzten das Thema bis in die Nacht hinein fort. Kaum hatte ich mit einer Gruppe fertig gesprochen, rief mich auch schon die nächste Gruppe zu sich. Es gab auch bewegende Einzelgespräche. Was für überschwängliche Erfahrungen schenkte der Herr somit allein in dem Bereich Militärdienst, obgleich dieser mir anfänglich mehr als jeder andere zu schaffen gemacht hatte! Es ist aber genau das eingetroffen, was ich mir über fünfzehn Jahre 1 zuvor glaubend erbeten hatte: „Lass mich Deine Herrlichkeit in solch einem Aus- mass erleben, dass ich am Ende meines Militärdienstes einen Verlust empfinde, weil er für mich zu Ende ist.“ 1 In der Schweiz dauert der Militärdienst fünfzehn Jahre lang 2-3 Wochen pro Jahr.

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