Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die erste Liebe 21 will man mehr?“ Ihr Glaube ist da; ihre Werke sind da; an Geduld und Ausharren mangelt es nicht; sie sind willig, fleissig, haben Unterscheidungsvermögen und sondern sich konsequent von allem Bösen ab! Ja noch weit mehr: Sie ha- ben jahrelange Verfolgungen ausgehalten und sind um Jesu willen fest geblieben – ohne zu ermüden! Könnten wir uns da nicht alle eine mächtige Scheibe von ihnen abschneiden? Und dennoch sagt Jesus: „Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (V. 4). Früher dachte ich immer, der Verlust der ersten Liebe sei mit augenfälligem Abweichen gleichzusetzen, mit Murren, Kneifen und dergleichen. Dies kann natürlich auch der Fall sein. Die vorangegangene Aufzählung weist aber vor allem auf die Möglichkeit hin, dass gerade auch das Gegenteil der Fall sein kann: also, trotz Preisgabe der ersten Liebe ein grosses geistliches Interesse, Betriebsamkeit und Investition bis zum letzten Hemd. Offenbart nicht auch das 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes diese Möglichkeit, nämlich, dass einer reichlich geistbegabt, erleuchtet und sogar selbstlos bis zur Selbstaufopferung sein kann, ohne deshalb notwendiger- weise auch in der gottwohlgefälligen Liebe stehen zu müssen? Wie leicht könnten wir uns also selbst betrügen, wenn wir uns einfach sagten: „Ich diene ja dem Herrn; ich halte Glau- ben, opfere mich für vieles auf; geizig bin ich nicht, faul bin ich auch nicht; ich dulde und trage, und geistgesalbt bin ich auch ...“ (Mt. 7,22) 1 . 1 „Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?“

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