Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
36 Ebenso ist das Abendmahl weder eine aktmässige Mitleidsbe- kundung noch eine magische Handlung, wie es in Gemeinden und Kirchen leider immer wieder gehandhabt wird. Wenn wir Christi Blut trinken und Sein Fleisch essen, dann festigen wir uns erinnernd in der Tatsache, dass wir einer vollbrachten völligen Erlösung teilhaftig geworden sind. Diese Erinnerung an Jesu Tod und Auferstehung soll aber keineswegs als Akt an unserem realen Zustand „vorbeizelebriert“ werden. Wir üben im Abendmahl lediglich die Stellung des Glaubens ein, die wir hernach wieder die ganze Woche einnehmen. Wir sol- len doch die ganze Woche über Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken! „Dies tut zu meinem Gedächtnis “ , sagt Jesus. Gedächtnis (griech. »anamimnesko«) meint ein intensives Pflegen des Erlösungsbewusstseins! Wir kommen immer wie- der mit gewissen Nöten und Mängeln zur Versammlung. Ob Alt oder Jung, wir stehen immer an irgendeinem Punkt, den wir im Hinblick auf unser persönliches Heiligungsleben oder im Hinblick auf die Gesamtvollendung der Gemeinde noch nicht unter unseren Füssen haben. Somit ist das Mahl des Herrn ein ganz bewusstes „Vorwegfeiern“ jedes noch aus- stehenden Sieges. Im Abendmahl schreiten wir ganz bewusst auf den nächsten Feind zu und proklamieren auch ihm den vollbrachten Sieg des Herrn und dadurch seinen gewissen Untergang auf allen Ebenen. Wir werden geheiligt allein durch den Glauben an das Blut Jesu und nicht durch allerlei Anstrengungen. Nicht aber nur die Vergebung, sondern auch die vollständige Erlösung von jeder Untugend und Sünde ist in dieser völligen Erlösung mit eingeschlossen. In der Mahl- feier festigen wir uns wieder glaubend in diesen Wahrheiten. Wir spannen dort gleichsam von neuem unsere Zeltstricke, schärfen von neuem das Schwert der Verheissung und rich-
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=