Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Die Liebe des Christus 55 dieses! Da kommt unsere innerste Unheiligkeit und Her- zenshärte an den Tag. Solange wir in einer Sache gedemü- tigt und kraftlos dastehen, scheinen wir lieblich und barm- herzig zu sein. Da sperren wir unser Maul nicht auf und scheinen auch weite Herzen zu haben. Sobald aber der Trumpf in unsere Hände gerät, sobald wir uns sicher fühlen und wissen, dass wir im Recht sind, was dann? Dann muss sich alles unter unsere Erkenntnis beugen, dann wird scho- nungslos gebrochen! Weil wir juristisch feststehen und wissen, dass wir Recht haben, gibt es keine Gnade. Dann muss es bedingungslos wieder nach unserem Kopf gehen. Wehe darum, wenn wir uns zu früh am längeren Hebel befinden! So viele haben mit ihren tieferen Erkenntnissen den Leib Christi zerschlagen, gemartert und dadurch Jesus abermals gekreuzigt. Anstatt ihm durch Seine Liebe zu dienen, endete alles in todbringenden Debatten. Richtige Er- kenntnis – falsch angewandt – bringt oft schlimmere Frucht hervor als falsche Erkenntnis . Die Liebe des Christus ist aber keine blinde und unvernünf- tige Liebe! Sie ist ganz im Gegenteil überaus weise und weitsichtig, weil sie eben eine Liebe in der Wahrheit ist. Sie orientiert sich einzig an der geistlichen Wirklichkeit und nicht an dem äusseren Schein. Sie übersteigt alle Wirkungen und Grenzen der Erkenntnis himmelhoch, weil sie sich immerzu in den göttlichen Schöpfungsordnungen bewegt. Gott hat die Liebe dem Tod, das Gute dem Bösen und die Gerechtigkeit der Ungerechtigkeit übergeordnet. Die Liebe des Christus ist darum immer auch eine Liebe in durchschla- gender Autorität. Ermahnungen, Lehrsätze und Verordnun- gen der Erkenntnis sind unentbehrlich. In den meisten
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