Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

56 Fällen aber vermag die Erkenntnis das menschliche Herz le- diglich bis zu einem gewissen Grad in Schranken zu halten und nur äussere Verhaltensformen zu verändern. Die Liebe des Christus dagegen verändert immer in schöpferischer Vollmacht das Herz und Wesen des Menschen. Jesu Hand- lungen führten darum bei allen, die sich von Seiner Liebe treffen liessen, zu umwälzenden und bleibenden inneren Re- sultaten. Wer schon einmal einem Menschen Gutes für Bö- ses vergolten hat und dann erleben durfte, wie diesem Men- schen dadurch eine erlösende innere Umstrukturierung zu- teil wurde, der weiss, wovon wir hier reden. Die Liebe des Christus ist eine Liebe, die dem menschlichen Fleisch im- mer wieder Schmerzen verursacht, aber stets ins Schwarze trifft. Sie schlägt zwar nicht mit Fäusten zurück, um ihre Feinde zu vernichten; sie vernichtet ihre Feinde aber den- noch, indem sie sie in göttlicher Weise zu Freunden macht. Sie verhält sich dabei niemals einfach passiv. Die Liebe des Christus ist immer eine aktive, tätige Liebe. Dies gilt für Jung und Alt. Einmal kam einer unserer Jungen klagend von der Schule nach Hause. Wiederholt wurde er von einem Mitschüler ge- schlagen und gepeinigt. Ich fragte ihn: „Nun, wie hast du auf seine Boshaftigkeiten reagiert?“ „Ja, natürlich gar nicht“, meinte darauf der Junge fast etwas stolz. Es war ge- rade, als wollte er mir sagen: „Du hast es mich doch selber gelehrt, dass sich ein Christ niemals wehrt und sich einfach alles gefallen lassen muss.“ Aber dieser Auffassung war ich noch nie! Dies mag die Meinung und Auffassung der Welt sein, wie sie die Christusliebe interpretiert, aber nicht die meinige. So hielten wir zuerst einmal in aller Ruhe geistli-

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