Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

6 darf!“ Dabei hatte ich ihnen lediglich den grauen Alltag eines Glaubenden geschildert, wie er stets, in jeder Situation, mit der Gegenwart und Wirkung Gottes rechnet. Jene Erzählun- gen aber brachten die Geschwister zur Überzeugung: Wir sind zwar „gläubig“, aber wir leben nicht „glaubend“! Kennst du diesen Unterschied schon? Wenn wir Christen aus den Heiden von „gläubig sein“ reden, dann meinen wir damit unsere innerste Überzeugung, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Diese Art des Glaubens geben wir auch weiter und halten uns treu zu diesem Glaubensbekenntnis, wenn irgend möglich bis in den Tod. Wenn aber die Bibel von „Glaube“ (»pistis«) redet, dann meint sie, wie es uns die griechische Sprache er- schliesst, eine weit umfassendere und tiefere Dimension. Darum sollte man eigentlich überall dort, wo in unseren Bi- beln das Wort „glauben“ steht, das Wort „vertrauend leben“ einsetzen. „Vertrauend leben“ aber umfasst weit mehr als nur etwa ein treues Festhalten an einem Glaubensbekenntnis. „Vertrauend leben“ hat etwas Dynamisches, Fortlaufendes, Beständiges in sich. Es ist weit mehr als nur eine Glaubens- stellung ; es ist eine regelrechte Glaubens haltung . Abraham, unser Vorbild des Glaubens, lebte fortwährend vertrauend. Er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme (Hebr. 11,8) 1 . Er wandelte von Stunde zu Stunde, ja von Minute zu Minute „rechnend mit Gott“. Sein Leben war derart von einer unun- terbrochenen Glaubenshaltung geprägt, dass er sogar völlig getrost seinen Knecht auf Brautschau für seinen überaus teuer erstandenen Sohn Isaak sandte. Abrahams Glaubenshaltung 1 „Durch den Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuzie- hen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.“

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=