Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
72 Ich-Sucht „Denn ich habe keinen ihm Gleichgesinnten, der aufrich- tig für das Eure besorgt sein wird; denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist“ (Phil. 2,20-21). Diese Aussage von Paulus beschäftigt mich immer wieder: „Alle suchen das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist.“ Alle! Damit konnte Paulus aber nicht gemeint haben, dass es ausser ihm und Timotheus keine einsatzbereiten Menschen mehr gegeben hätte, die sich zwecks Förderung des Christentums noch investierten. Ganz im Gegenteil gab es zu jener Zeit sogar recht viele, die im Namen Jesu hin und her wirkten in den Gemeinden. Insbesondere „Apostel und Propheten“ schienen sich wie junge Hunde zu vermehren. Somit beklagte Paulus nicht etwa das Nichtvorhandensein „christlicher Voll- zeitler“, wenn er sagte: „Alle suchen das Ihre.“ Er beklagte damit vielmehr vornehmlich die selbstsüchtig verdrehte Art aller ihm bekannten „Vollzeitler“, welche überall so zahlreich am Wirken waren. Sie dienten eben alle aus eigennützigen Motiven. Sie suchten bei allem „christlichen Aktivismus“ letztlich doch nur das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist. Es gab stets zu allen Zeiten viele Menschen, die einen Eifer für die Sache Gottes an den Tag legten. Mit Eifer allein ist jedoch die Sache noch nicht getan. Eifer ist selbst dann, wenn er ein feuriger Eifer ist, noch längst kein Qualitätszeichen! Eigennützige Menschen wirken oft scheinbar hingebungs-
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