Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Ich-Sucht 77 4. Unsere Seelsorge Auf welche Weise sorgen wir für die Seelen? Natürlich so, dass möglichst schnell alle Probleme fortgeschafft sind. Aber hast du gewusst, dass es keine Not ohne göttlichen Zweck gibt (Kla. 3,37-38) 1 ? Hast du gewusst, dass es weit wichti- ger ist, zuerst herauszufinden, was der göttliche Zweck einer Not ist, als zu wissen, wie man sie möglichst leicht und schnell wieder los wird? Hast du gewusst, dass für die Seele oft weit besser gesorgt ist, wenn der „Patient“ noch etwas unter den Drücken, Nöten und Folgen seiner Sünde verharren muss? Neben den Patienten suchen gerade auch Seelsorger gerne das Ihre. Man will um jeden Preis schnellen Erfolg. Wer aber das sucht, was Christi Jesu ist, muss auch „Erfolge“ und Menschenehre begraben können. Eine Glaubensschwes- ter, die wir aus erwähntem Grund einmal bewusst etwas ausharren liessen, sagte mir nach tagelanger Not: „Jetzt weiss ich wieder, welch katastrophale Auswirkung die Sünde hat.“ Für diese Seele wurde gesorgt – besser, als wenn man ihre Not schnell „seelsorgerlich“ gelöst hätte. Wer wirklich das sucht, was Christi Jesu ist, der lebt und wirkt immer gott- und niemals menschenorientiert. Im Informati- onsblatt unseres Drogenrehabilitationszentrums haben wir diese Wirklichkeit folgendermassen zusammengefasst: „Wir gebrauchen nicht das Reich Gottes, um dadurch die Men- schen aus ihren Nöten zu führen, sondern Gott gebraucht die Nöte der Menschen, um sie dadurch in Sein Reich hineinzu- führen . “ 1 „Wer ist es, der da sprach, und es geschah – und der Herr hat es nicht geboten? Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor?“
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