Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

81 Das Wesen der Barmherzigkeit (Lukas 10,25-37) Wir leben in einer Zeit des Profits und der Eigenliebe. Keine Zeit brachte je so viele selbstsüchtige Menschen hervor wie gerade die unsrige. Wir können zwischen reinen und unreinen Motiven schon kaum mehr unterscheiden. Dennoch schiessen Sozialwerke, Hilfswerke und Hilfsfonds jeglicher Art wie Pilze aus dem Boden. Wie ist das nur möglich? Wie kann ein schlechter Baum plötzlich gute Frucht bringen? Wie kann eine weitgehend herzlos gewordene Generation Werke der Barmherzigkeit hervorbringen? Solches ist nur dann möglich, wenn das wahre Motiv nicht in der Barmherzigkeit, sondern in irgendeiner Form des persönlichen Vorteils liegt. Es geht meistens eben doch nur ums Geld, nur um Ansehen oder gar um verborgene Selbstrechtfertigung. Gott wird eines Tages alle Werke des Menschen nach dem wahrhaftigen Herzens- motiv beurteilen. Dienen wir bloss aus kalter Pflicht, ist gar schäbige Kalkulation dahinter oder helfen wir von Herzen? Man weiss heute wenig von der Barmherzigkeit, und doch hängt letztlich vieles, ja alles von ihr ab, denn „Das Gericht wird ohne Barmherzigkeit gegen den sein, der keine Barmherzigkeit geübt hat“ (Jak. 2,13). Die Geschichte in Lk. 10,25-37 lehrt uns alles, was wir über wahre Barmherzigkeit wissen müssen. Wir wollen ihre We- senszüge etwas hervorheben:

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