Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

84 port reagiert: „Lebt der Kerl da noch, stirbt er gleich oder ist er bereits tot? Man verunreinigt sich doch nicht an einer Leiche!“ Oh, wer auf die Kritik der „Pharisäer“ um ihn her achtet, wird nie barmherzig sein. Dann „führte er ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn“ (V. 34) . Die Barmherzigkeit tut immer ihr Möglichstes. Sie sagt nicht plötzlich: Jetzt ist es aber genug. Sie wirft auch nicht bloss mit Bibelversen um sich. Tröstende Worte allein sind ihr zuwider. Sie nimmt sich so lange des Nächsten an, bis ihm Hilfe geworden ist. Die Barmherzigkeit geht immer mit gutem Gewissen weiter. Der Samariter „zog am folgenden Morgen zwei Denare her- aus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für ihn, und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezah- len, wenn ich zurückkomme“ (V. 35) . Sie halst ihre Last nicht einfach dem Nächsten auf und macht sich aus dem Staub. Es gibt sogar Eltern, die, nachdem sie ihre Kinder endgültig ruiniert haben, diese dann „halbtot“ vor die Türen der Sozial- heime oder Rehas werfen. Achtlos tauchen sie danach unter und kümmern sich um gar nichts mehr. Sie geben sich erst wieder als Eltern zu erkennen, wenn ihre Zöglinge rehabili- tiert sind. Obwohl er als Samariter ein Fremder war, kam er zurück, um sich nach dem Zustand des Verletzten zu erkun- digen. Er war sogar bereit zu zahlen. Die meisten Samariter des 21. Jahrhunderts kommen nach getaner Pflicht auch auf ihre Schützlinge zurück – aber in der Regel nur, um mit ihnen abzurechnen. Die Kasse muss stimmen! Die wahre Barm- herzigkeit spekuliert nicht mit Rückvergütung. Sie dient weiter, ob es ihr gelohnt wird oder nicht.

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