Gläubig oder glaubend? - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Das Geheimnis der Identifikation 95 ohne solche Leiden geht es nicht. Als Mitwirker Gottes in der Rehabilitationsarbeit können wir davon ein Liedlein singen. Es fliesst somit keinerlei bleibende Hilfe durch uns, solange wir nicht selber unter Drücken, Zweifeln, Umdunklungen, Gefühlsstürmen usw. bestanden und uns bewährt haben. Müssen wir diese Identifikationen krampfhaft suchen? Nein, wir sollen vielmehr den Willen Gottes suchen. Die Leiden folgen unserem Gehorsam dann von selbst. Der Jünger wird die Leiden eines Jüngers erleiden, der Evangelist ein Stück Leiden der Verlorenen, Apostel werden apostolische Identi- fikationen erleben – und Laue wissen von alledem überhaupt nichts. All dies geschieht aber nicht mechanisch. Es wäre falsch, künftig vor jedem Segensgebet zu erwarten, zuerst „eins auf den Deckel zu bekommen“. Identifikation ist eine Gnade und nicht ein Automatismus. Sie ist nicht berechenbar. Sie muss weder zeitlich noch unmittelbar mit unserem Erleben zusam- menhängen. Wie oft trösteten wir schon einen Menschen mit den Worten: „Da kann ich dich gut verstehen. Das habe ich auch schon durchgemacht.“ Und gerade in deiner Identifika- tion lag dann die Kraft zur Hilfe. Manchmal geschehen die Identifikationen Jahre im Voraus, „damit wir die trösten können, die in allerlei Drangsal sind ...“ (2. Kor. 1,3ff). Manchmal kommen sie unmittelbar vor neuen Segnungen und Durchbrüchen. Dann können wir zu den Erlösungsbedürftigen sagen: „Genau in dieser Not stecke ich zurzeit selber – ich kann dich daher gut verstehen – komm, lass uns zusammen beten!“ Wie auch immer, lasst es uns zuversichtlich glauben, dass alle unsere Leiden einst zur Hilfe für unsere Mitmen- schen sein werden – und sei es erst für künftige Generationen, wie es auch im Leben der Patriarchen und Väter geschehen

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=