Junior-Oelbaum Maerz 2022
6 Meine Social-Media- Erfahrung von Isaak Pf., D (27 J.) Vor einigen Wochen habe ich mei- nen Instagram-Account gelöscht und dabei eine sehr spannende Erfahrung gemacht, die ich nicht für mich be- halten will. Instagram ist eine Inter- net-Plattform, wo Leute aus aller Welt miteinander schreiben und alle möglichen Beiträge hochladen können. Vor über einem Jahr habe ich mich bei Instagram angemeldet, weil es auf den ersten Blick sehr verlockend schien und ich mir da kaum Gedan- ken gemacht habe, welche Auswir- kungen so eine Plattform für mich haben könnte. Die Rechnung habe ich nun nach einem Jahr bekommen. Wann immer ich eine Schwere oder Not hatte, wurde Instagram direkt zur willkommenen Ablenkung und in wenigen Minuten war ich komplett in einer neuen Welt drin. Viele lus- tige, interessante, unterhaltsame und auch spannende Beiträge lassen einen sofort vergessen, in welchen Prob- lemen man selber steckt und dass man auch noch ein reales Umfeld hat. Aber sobald ich Instagram schliesse, kommt die Schwere, der ich ausge- wichen bin, in vielfachem Mass über mich und der Teufelskreis geht von vorne los. Vor einiger Zeit machte ich mir also die Rechnung und stellte mal die häufigsten Argumente für dieses Ins- tagram der Realität gegenüber: 1. „Ich kann auf Instagram wertvolle Kontakte finden, um aufzuklären etc. …“ Realität: Nach einem Jahr habe ich nicht einen Kontakt gefunden, den ich neu gewinnen konnte … entwe- der wissen die Leute schon Bescheid und man hindert sich eher gegenseitig am Aktivwerden oder die Menschen sind nicht offen für neue Dinge. 2. „Ich kann auf Instagram Sendun- gen/Aufklärungsmaterial verbreiten etc. …“ Realität: Die Leute, die meine Bei- träge sehen, sind, wie in dem ersten Punkt, schon informiert darüber oder sind nicht offen für neue Stimmen. (Übrigens machen selbst die grossen Aufklärer unserer Zeit regelmässig Aufrufe, von Instagram zu wechseln auf die Originalseiten oder andere Plattformen.) 3. „Auch andere Freunde sind ja auf Instagram, also wird es schon okay sein …“ Realität: Auch dieses Argument war in meinem Kopf, aber dann stellte ich mir die Frage: Was, wenn gerade ich genauso für andere zu dem Alibi geworden bin? Kann ich dafür die Verantwortung tragen, wenn andere durch mein Vorbild hinein in diese virtuelle Welt mit all ihren Abgrün- den gezogen werden? Ist das nicht
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