Panorama-Nachrichten Nr.3 - September 2022

5 Vehemenz den Satan zu schelten begann. Ich verhielt mich intuitiv ähnlich, wie bei anfangs besagter Bibelschülerin. Kurz darauf erlosch das Feuer der Spaltung und Verklagung, der ganze Spuk war in einem Moment vorbei. Nach einer Minute des Stillschweigens, lagen wir uns dann alle wieder in den Armen. Der Erstgeborene entschuldigte sich von Herzen dafür, dass er uns alle kurz vor unserem Auftritt derart herzlos provoziert hatte, dass selbst seine eigene Frau sich gegen ihn stellen musste. Auch am folgenden Tag herzte er uns alle noch einmal aus tiefster Dankbarkeit für die Geduld und Vergebung, die wir ihm gegenüber walten liessen. Es folgten Jahre des ungetrübten Glücks, einer nie dagewesenen Freude und Freiheit im Leben unseres Erstgeborenen. Wir bedankten uns bei jeder Gelegenheit gegenseitig für unser Sein und Wirken. Die Welt schien in Ordnung und auch sein Dienst trug viele erweckliche Früchte. Eines Tages lud uns unser Erstgeborener zu einem Picknick am See ein. Die ganze Familie war an diesem wunderschönen Som- mertag beisammen, und wie gewohnt sprudelte es allseits nur so von Erweckungsberichten, von Durchbrüchen und Fortschritten jeder Gat- tung. Kurz vor der Verabschiedung machte ich mit dem Erstgeborenen noch eine kleine Spritzfahrt, bei welcher er jauchzte vor Freude. Un- sere zwei ältesten Söhne zeigten uns noch ihre Wohnungen und alles, was sich zum Positiven verändert hatte. Es war ein ganz besonderer Tag, ein lichterfüllter Abend, der in jeder Hinsicht verkündigte, wie unfassbar gross doch die Gnaden und Segnungen Gottes sind. Nach über 40 Jahren hartem Frontdienst fühlte ich zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie eine Zukunft, in der ich auch einmal aufatmen und ruhen konnte, weil so kostbare, überaus fähige Söhne als starke Säulen unseres Lebenswerkes herangewachsen waren. Nach allseitigen herz- lichsten Umarmungen und gegenseitigen Dankerweisungen gingen wir fröhlich schlafen. Am nächsten Morgen klopfte es früh an meine Bürotür. Als ich sie öffnete, stand unser Zweitgeborener kreideblass davor und streckte mir einen Brief entgegen – der Abschiedsbrief un- seres Erstgeborenen. Jeder Versuch eines klärenden Gespräches schlug ins bare Gegenteil um. Die Szene von Belgien wiederholte sich, nur diesmal um einige Dimensionen dramatischer. Doch diesmal hielt ich an mich. Schon vor elf Jahren in Belgien versicherte ich nämlich unserem Erstgeborenen,

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